(bewegt die Maus auf die Bilder, es könnten
noch weitere erscheinen)
Um 12 Uhr erreichten wir dann Konya, die Hautstadt der gleichnamigen
Provinz in der Hochebene von Mittel-anatolienien. Um 900.000 Einwohner
zählt die Stadt. Unser Ziel ist das Kloster des Mevlevi-Ordens,
das Mevlana Museum, und die daneben stehende Selimiye Moschee.
Der Muezzin der nahen Moschee hatte gerade zum Mittagsgebet gerufen.
Der Ruf erschallt aus Lautsprechern,
die an den Minaretten angebracht sind. Früher musste der Muezzin
dazu die enge Wendeltreppe im Minarett hinauf steigen und von einem
der Balkone die Gläubigen zum Gebet rufen. Sein Ruf lautet in
etwa: „Gott ist groß und einzigartig. Allah ist sein Prophet.
Kommt zum Gebet“. Da die Gläubigen jetzt in die Moschee
strömten, durften wir sie noch nicht betreten. Also besuchten
wir zuerst das Museum. Vom Eingang links erheben sich hinter einer
Trennwand 17 mit einer kleinen Kuppel und einem Schornstein ausgestatteten
Dächer. Es sind die Dächer der ehemaligen Zellen der Derwische.
Diese Gebäude wurden 1584 als Unterkunft für sie errichtet.
Zur Zeit werden sie restauriert, deshalb konnten wir sie nicht betreten.
Direkt vor uns stand eine überdachte Brunnenanlage, die den Gläubigen
zur rituellen Waschung diente und davor befanden sich einige Gräber.
Die vorderen schmückte ein Hut in Form eines Kegelstumpfes, ein
Fes. Das sind die Gräber von Männern. Bei den Gräbern
der Frauen fehlte dieser Hut und die Grabsteine sind statt mit symmetrischen
Ornamenten mit Blumenornamenten geschmückt.
Das Museum durften wir zwar betreten, Fotografieren war jedoch nicht
erlaubt. Die Schuhe konnten wir anbehalten. Wir mussten jedoch Überzieher
überstreifen. Im Museum standen etliche Sarkophage von hohen
Würdenträgern, alle nach Mekka ausgerichtet. Der nächste
Raum war dem Gründer des Ordens, dem Celaleddin Rumi, gewidmet.
Er lebte von 1207 bis 1273 und ruht nun in dem Teil des Gebäudes,
über dem sich das grüne Kegeldach erhebt.
Als Mevlana noch ein Kind war, fielen die Mongolen unter Dschingis
Khan im Jahr 1219 in Balch, einem Ort im Norden von Afghanistan, ein.
Sein Vater hatte dies vorausgesehen und flüchtete mit seiner
Familie nach Anatolien. Mevlanas Vater war ein angesehener Prediger
und Jurist . Er war ein weiser Mann. Der seldschukische Sultan von
Konya hörte von ihm. Er bot Mevlanas Vater einen Lehrstuhl an
der Madrasa, der Universität von Konya an, da er die islamischen
Wissenschaften und die Philosophie schätzte. Mevlana studierte
dort unter seinem Vater islamische Wissenschaften und übernahm
nach dessen Tod seinen Lehrstuhl. Der Vater wurde im Rosengarten,
den ihm der Sultan von Konya geschenkt hatte, bestattet. Diese Bestattung
ist die erste in diesem Rosengarten. Der Rosengarten lag damals vor
der Stadt. Heute befindet sich die Anlage mitten in der Stadt. Nach
dem Tod von Mevlanas Vater wollten einige ihm nahe Stehenden über
seinem Grab ein Mausoleum errichten. Mevlana lehnte diese Bitte ab
mit den Worten:
"Gibt es denn ein besseres Mausoleum als den Himmel". Als
er selbst verstarb, hat sein Sohn, Sultan Veled, dem Wunsch derjenigen,
die auf dem Grab von Mevlana ein Mausoleum errichten wollten, entsprochen.
Es entstand das Gebäude mit der grünen Kuppel. Um den Nachfolgern
Mevlanas eine ebenso würdige Ruhestätte zu bieten, wurde
von nun an das Gebäude in Teilabschnitten ständig erweitert.
1244 lernte Mevlana den Derwisch Schamsuddin Tabrizi kennen, dessen
spirituellen Fähigkeiten ihn in seinen Bann zogen. Sie wurden
enge Freunde. Als Schamsuddin Tabrizi verstarb - er wurde vermutlich
ermordet - inspirierte die Sehnsucht nach seinem Freund Mevlana zu
dem Reigentanz, dem Tanz der Derwische, den wir zwei Tage später
erlebten.
In den Jahren darauf entstand dieses Derwisch-Kloster, in dem der
Tanz der Derwische gelehrt und gepflegt wurde. 1925 ließ Atatürk,
der Gründer der Türkischen Republik, sämtliche religiösen
Aktivitäten verbieten. Davon waren auch die Rituale der Mevlevi-Derwische
betroffen. Heute sind die Derwische ein Verein und als solcher dürfen
sie ihre Rituale wieder tanzen. Um den Verein zu finanzieren, tanzen
sie auch vor Publikum. Dabei drehen sich die Derwische in wallender
Tracht umeinander und um die eigene Achse. So
entsteht ein sich bewegendes Sternbild.
Die drehenden Derwische sind zu einer touristischen Attraktion geworden.
Eine Gruppe von Derwischen führten uns ein Ritual vor. Im Anschluss
an diese Darbietung durften wir den Tanz eines einzelnen Derwisch
filmen. Schaut, wie er sich dreht. Man muss da schon in sich gekehrt
sein und in einer anderen Welt schweben, um sich zwei Minuten lang
auf einer Stelle zu drehen, ohne dass einem schwindelig wird. Bei
diesem Tanz hält der Tänzer mit ausgesteckten, angewinkelten
Armen seine rechte Hand mit der Innenfläche nach oben und seine
linke Hand mit der Innenfläche nach unten. Das bedeutet, mit
der rechten Hand wird alles Gute von oben empfangen und mit der linken
Hand weitergegeben. So steht es geschrieben.
Neben dem Museum steht die Selimiye-Moschee, eine klassische osmanische
Kuppelmoschee mit zwei schlanken Minaretten. Sie wurde um 1570 errichtet.
Nachdem die Gebetsstunde vorüber war, konnten wir die Moschee
betreten. Selbstverständlich zogen wir unsere Schuhe aus, bevor
wir den Teppich auf den Stufen zur Moschee betraten. In der Moschee
stehen Regale, in die wir unsere Schuhe stellten. Die Frauen mussten
ihre Haare bedecken. So erwartet es diese Religion. Nun ließen
wir den Innenraum auf uns wirken. Auf dem Boden lag ein Teppich, auf
dem die Gläubigen niederknien und beten. Die einzelnen Felder
im Teppich markieren die Fläche,
die für einen Betenden vorgesehen ist. Die Spitze der Felder
ist Richtung Mekka ausgerichtet. So kann der Gläubige gemäß
den Regeln des Islam gebeten. Die Wände sind mit Symbolen und
Schriftzeichen geschmückt. Die Darstellung Gottes ist selbstverständlich
tabu. Auch
Abbildungen von Mensch und Tier finden wir hier nicht. Sie sollen
nicht als Gegenstände der religiösen Verehrung dienen. Von
der Decke hängt ein riesiger Kronleuchter mit vielen Glasbehältern
herab. In ihnen befinden sich heute elektrische Glühlampen. Früher
waren
das die Öllampen, die den Raum beleuchteten. Es ist ein beeindruckender
Raum. Vier mächtige Pfeiler, die über Bögen miteinander
verbunden sind, tragen das kreisförmige Widerlager der Kuppel
des Gebetssaals. Dieses kreisförmige Widerlager muss durch umlaufende
Stahlbänder so verstärkt sein, dass das Gewicht der Kuppel
die Stützpfeile nicht nach außen drängt. Der Aufbau
erinnerte uns an die Hagia Sophia in Istanbul. Wurde sie zum Prototyp
für Moscheen? Es scheint so. Es hat jedoch nicht jede Moschee
eine Kuppel. Bei vielen älteren Moschen ist der Betsaal mit einem
ganz gewöhnlichen Dach abgedeckt. Diese Moscheen erkennt man
dann nur an den Minaretten, die neben dem Gebäude stehen.
Beim Verlassen der Moschee müssen wir aufpassen, dass wir unsere
Schuhe nicht auf den Boden stellen, der von einem Teppich der Moschee
bedeckt wird.
Weiter geht’s. Unser Bus fährt um den Alaeddin Park herum.
In dem Park mit seinen schattigen Teegärten liegt auf einem Hügel
die Alaeddin Moschee, die größte und älteste seldschukische
Moschee in Konya. Nach siebzigjähriger Bauzeit wurde sie 1221,
auf dem Höhepunkt der Seldschuken-Macht in Kleinasien, von Sultan
Alaeddin Keykubat I. eingeweiht.
An diesem Hügel fuhr eine Straßenbahn vorbei. Konya verfügt
seit 1992 über ein aus zwei Linien bestehendes Straßenbahnnetz.
Hier fahren Triebwagen , die früher in Köln verkehrten.
Auf der Strecke der alten Seidenstraße, die heute für den
jetzigen Verkehr gut ausgebaut ist, gelangten wir nach Nevsehir. Dort
im Hotel Lykia Lodge übernachteten wir während unseres Aufenthaltes
in Kappadokien. Die Form des Gebäudes war eine Voreinstimmung
auf die Höhlenwohnungen, die wir in den nächsten Tagen zu
sehen bekamen.
Mit einem Klick auf das YouTube-Bild unten könnt ihr das Video
"Sehenswürdigkeiten in Konya und auf dem Weg nach Nevsehir"
ansehen!
Aufgenommen am 12.Mai 2010, bitte Lautsprecher
einschalten!
Sollte das Video oben nicht starten, dann bitte das Symbol "KPE-VIDEO"
anklicken.